LBV Aktion vogel- und insektenfreundlicher Garten

Brauchen Vögel unser Futter?

Man muss nicht füttern, aber man kann: Vögel kommen häufiger und lassen sich damit gut beobachten, sie bringen Farbe und Leben zu uns nach Hause!

Vogelfütterung - LBV-Bildarchiv Foto: Ingo Rittscher
Vogelfütterung - LBV-Bildarchiv Foto: Ingo Rittscher

Unsere Vögel passen ihren Speisezettel dem Jahresverlauf an: Hierauf kann man beim Füttern Rücksicht nehmen. Sämereien, Körner und Nüsse sind fetthaltig und liefern die meiste Energie. Dies wird im Winter benötigt, während des Brutgeschäfts und in der Mauser. Im Frühling sind die Beerensträucher und Samenstände meist leer gefressen, Insekten und andere Kleintiere noch nicht vorhanden. Gleichzeitig beginnt das Brutgeschäft mit anschließender Aufzucht, was mit hohem Energieaufwand verbunden ist. Eine ganzjährige Fütterung kann also das gesamte Jahr über einzelnen Vögeln häufiger Arten helfen. Zur Brutzeit sollte nur geschrotetes Futter in speziellen Behältern mit engen Maschen angeboten werden, da damit ein Ersticken der Jungvögel an ganzen Erdnüssen oder Sonnenblumenkernen verhindert werden kann. Im Herbst gibt es ein Überangebot an Futter – in dieser Jahreszeit kann also die Fütterung unterbleiben.

 

Am besten ist es, wenn natürliches Futter in ausreichendem Maß vorhanden ist. Das besteht neben Sämereien und Früchten vor allem in eiweißreicher Nahrung, also Insekten, Würmer, Raupen, Maden. Insbesondere bei der Aufzucht der Jungen wird überwiegend solche proteinreiche Nahrung benötigt. Damit z.B. ausreichend Raupen zur Verfügung stehen, sollte ein Teil des Gartens naturnah verbleiben. Die Samenstände sollten bis Ende April stehen bleiben. Ich lasse auch immer eine Möhre, Samenstände von Salatpflanzen, Disteln, Rudbeckien oder Kräutern den Winter über stehen. Das ist hübsch anzusehen, wenn sich etwa Raureif um die einzelnen Fruchtformen herum bildet und dient als Überwinterungsstelle für Insekten, oft in hohlen Stängeln. Auf Pestizide sollte im Garten gänzlich verzichtet werden. Raupen gibt es nur, wenn kein Gift eingesetzt wird! Ein attraktiver Garten zieht genügend Vögel an, die die Insekten im Schach halten.

Feldsperlinge an Futtersäule - LBV-Bildarchiv Foto: Ingo Rittscher
Feldsperlinge an Futtersäule - LBV-Bildarchiv Foto: Ingo Rittscher

Wenn gefüttert wird gilt es, Hygieneregeln zu beachten: Am besten werden Futtersäulen verwendet, da hier ein Verunreinigung durch Einkoten verhindert wird und der Futterplatz sauber bleibt. Die Säule und die herunterfallenden Teile müssen regelmäßig gereinigt werden. Fettknödel sollten nur in der kalten Jahreszeit angeboten werden – beim Kauf sollte immer auf gute Qualität geachtet werden. Wenn in der Zeit der Jungenaufzucht weiter Fettfutter anbieten möchte, sollte das Futter selbst herstellen aus tierischem Fett, z.B. Rindertalg und gemahlenen getrockneten Insekten.

 

Die Fütterung ist immer nur Ergänzung zum natürlichen Nahrungsangebot. Die bundesweite Fläche der Privatgärten ist genau so groß wie die nationalen Schutzgebiete - so macht die Veränderung im eigenen Garten einen Unterschied!

Ordentlich oder wohnlich?

Wer seinen Garten im Herbst fein säuberlich kahl rasiert und jedes Blatt entsorgt, tut aus ökologischer Sicht nicht viel Gutes. Die Wurzeln verlieren ihren natürlichen Frostschutz, Insekten und andere Tiere haben weniger Möglichkeiten, einen Unterschlupf zu finden oder werden gleich mitentsorgt. Vertrocknete Gräser und Fruchtstände des Vorjahres bieten Vögeln im Winter Nahrung und Insektenlarven Überwinterungsschutz. Verrottende Blätter bringen nicht nur die Nährstoffe an die Wirtspflanze zurück, sondern beugen Kahlfrösten vor und wimmeln vor Leben. Im Prinzip könnte man alles Laub liegen lassen, auch auf dem Rasen, und nur die Wege im Herbst frei kehren, damit man nicht ausrutscht. Die Blätter werden am besten unter Büsche und auf Beeten verteilt, damit sich Igel, Regenwürmer, Spinnen, Käfer, Molche, Raupen und Falter verkriechen können.

 

Vermeintlich ordentlich aufgeräumte Beete bringen den natürlichen Kreislauf also eher in Unordnung. Abgestorbene Pflanzenteile, etwa von Farnen, Disteln oder Präriegräsern, wirken im tief stehenden Licht der Wintersonne optisch besonders interessant. Nur in sehr schneereichen Gegenden werden solche Pflanzen plattgedrückt. Eine Idee ist, die Gräser so zusammen zu binden, dass Schöpfe stehen bleiben. Lange Blätter kann man zu Zöpfen flechten und einrollen. Weichblättrige Stauden wie Funkien kann man getrost abschneiden im Herbst, da sie ohnehin kollabieren und zu Matsch werden.

Wacholderdrossel im Winter - LBV-Bildarchiv Foto: Marcus Bosch
Wacholderdrossel im Winter - LBV-Bildarchiv Foto: Marcus Bosch

Aus botanischer Sicht ist das Abschneiden und Aufräumen irrelevant. Besser ist es, die abgestorbenen Strukturen emotional zu begreifen, dass auch diese Vergänglichkeit für neues Leben notwendig ist, sofern der Mensch nicht übermässig in die natürlichen Kreisläufe eingreift. Ästhetisch ist es unübertroffen, etwa bei Sonnenaufgang mit dem Fotoapparat durch den Garten zu streifen und beim ersten Frost den Raureif um Blüten und Blätter, Früchte an Efeu und Wildstauden einzufangen – wie die Geister der vergangenen Saison.

 

 

 

 

Im Winter kommen Drosselvögel gerne zu verfaulenden Äpfeln und Birnen – auch Zieräpfeln, die man am Baum einfach hängen lässt. Wer nicht alles restlos aberntet, kann hier natürlicherweise füttern und sich am gefiederten Besuch erfreuen.

Der LBV Erding startet deshalb eine Aktion für vogel- und insektenfreundliche Gärten:

  • mindestens 10 % der Fläche verbleibt naturnah
  • Balkonkästen werden z.B. mit blühenden Küchenkräutern (etwa Petersilie, Schnittlauch, Thymian, Oregano, Basilikum, Dill) und nektarreichen Blühpflanzen bepflanzt,
  • Blumen; statt gefüllter Sorten lieber offene Blüten wählen, sind reicher an Nektar und Pollen
  • heimische Nahrungsgehölze für Vögel mit Beeren und Dornen – wuchern lassen,
  • heimische Wildblumen und Kräuter dürfen blühen, dann Samen ausbilden und den Winter über stehen bleiben, Laub nicht vollständig abrechen, sondern als Winterschutz für Insekten und Boden liegen lassen;
  • eine wilde Ecke verbleibt - etwa mit Totholz, Brennnesseln, Steinhaufen, Dickicht,
  • der Gemüsegarten wird nicht vollständig abgeerntet, es bleibt z.B. eine Möhre, Fenchel oder Zwiebel zum Blühen und über den Winter stehen – hier nisten sich Schmetterlingsraupen ein,
  • der Einsatz von jeglichem Gift sollte unterbleiben,
  • Rasen – Wege ausmähen, Teile stehen lassen, ein Teil des Rasens weicht etwa einem Blühstreifen – hier sollte heimisches Saatgut verwendet werden. Gänseblümchen und co. sind erwünscht
  • Mähroboter und Schottergärten sind absolutes no go.
  • in keinem Garten sollte eine Wasserstelle, Nisthilfen, Futterplatz für Vögel fehlen
  • alte Bäume mit Höhlen bleiben als Rückzugsort erhalten; Hecken werden nicht zur Unzeit und nie vollständig auf den Stock gesetzt;
  • Katze? Elastisches Band mit Glöckchen hilft; Futterstellen mind. 3 m hoch aufhängen
  • Naturerfahrung für Kinder über Beteiligung an der Gartenaktivität und Beobachtung

 

Wer sich an dieser Aktion beteiligen möchte, möge sich unter der mail-Adresse erding@lbv.de melden oder unter der Telefon Nr. 0177-4101 126 melden.

 

Wir beraten gerne, geben Tipps oder helfen mit.

 

Alle teilnehmenden Gärtner*innen werden ausgezeichnet – die Aktion läuft bis 31.12.2021.

 

Lasst es blühen und schickt uns dann Fotos und einen Steckbrief eures Naturgartens. Lasst uns bei der Bewerbung wissen, ob Ihr uns Einblick in Eure Gärten gebt und wir Euch und Eure Gärten besuchen dürfen.